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Was ist digitale Barrierefreiheit?

Barrierefreiheit sorgt dafür, dass Websites auch von  Menschen mit dauerhaften Einschränkungen wie Seh- oder Hörverlust oder starker Beeinträchtigung mühelos benutzt werden können.

Die Anforderungen werden vor allem durch den internationalen „Web Content Accessibility Guidelines“-Standard (WCAG) definiert. Aktuell wird die Konformität mit WCAG 2.1 AA in der EU als Standard für Barrierefreiheit angesehen.

Die vier Prinzipien der Barrierefreiheit

Wahrnehmbarkeit

Was bedeutet das? Vereinfacht kann man sagen:

  • Alle Informationen, die sehend erfasst werden können, auch hörbar machen.
  • Alle Informationen, die hörend erfasst werden können, auch sichtbar machen.
  • Informationen nicht nur über Farben transportieren, zum Ausgleich von Farbblindheit.
  • Wenn möglich Informationen auch taktil unterstützen/wiedergeben.

In der Praxis heißt das unter anderem

  • dass alle Bilder und Grafiken mit Alternativtexten versehen werden,
  • dass die Zeitdauer bei zeitgesteuerten Medien veränderbar ist,
  • dass Textgrößen anpassbar sind,
  • dass der Kontrast für Vorder- und Hintergrund ausreichend ist oder Vorder- und Hintergrundgeräusche unterscheidbar sind
  • oder dass Videos mit Untertiteln angeboten werden.

Bedienbarkeit

Websites müssen auch für Menschen mit Behinderungen bedienbar sein. Dazu gehört unter anderem

  • Die Tastaturbedienbarkeit, auf die insbesondere Menschen mit motorischer Beeinträchtigung oder Blindheit, angewiesen sind.
  • Zeitbegrenzungen für einzelne Interaktionsschritte müssen für alle Menschen ausreichend sein.
  • Auf Blinken und Blitzen wird verzichtet, um für Menschen mit Epilepsie Anfälle zu vermeiden.
  • Die Orientierung wird über eindeutige und klare Linktexte und über verschiedene Navigationswege unterstützt.
  • Für Zeigergesten oder komplexe Gesten gibt es Alternativen.

Verständlichkeit

Die Inhalte sollten für das größtmögliche Publikum gut lesbar und verständlich sein – auch dann, wenn sie laut vorgelesen werden.
Eine möglichst klare und einfache Sprache sollte verwendet werden und bei Bedarf Erläuterungen zu Fachbegriffen, ungewöhnlichen Ausdrücken oder Abkürzungen bereitgestellt werden, um die Verständlichkeit auch für fachfremde Personen, Menschen mit einer anderen Muttersprache oder kognitiv beeinträchtigte Menschen zu gewährleisten.
Auch die Vorhersehbarkeit der Benutzeroberfläche (konsistentenDarstellung und Navigation) gehört zu diesem Prinzip, sowie eine Unterstützung darin, Eingabefehler zu vermeiden.

Robustheit

Vor allem sollten unterstützende Technologien (insbesondere Screenreader) die Website gut lesen können. Das heißt, dass bei der Bereitstellung der Inhalte gewisse Standards (korrekte Syntax, einheitliche Nutzung von HTML etc.) eingehalten werden müssen.

Um eine Website barrierefrei zu gestalten, muss sie eine Reihe von Anforderungen erfüllen, die sicherstellen, dass alle Nutzer, einschließlich Menschen mit Behinderungen, auf die Inhalte zugreifen können. Dies betrifft vor allem Menschen mit Seh-, Hör-, Mobilitäts- oder kognitiven Einschränkungen. Die wichtigsten Anforderungen und Richtlinien für barrierefreies Webdesign basieren auf den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) der W3C (World Wide Web Consortium).

Die wesentlichen Anforderungen an eine barrierefreie Website

1. Textalternativen (Alternativtexte) für Medien

  • Bilder sollten mit einem alternativen Text (Alt-Text) versehen sein, der beschreibt, was auf dem Bild zu sehen ist. Dies ermöglicht es blinden und sehbehinderten Nutzern, die Inhalte über Screenreader zu verstehen.
  • Auch Videos und Audiodateien sollten mit Untertiteln, Transkripten oder einer Audiodeskription ausgestattet sein, damit hörbehinderte oder sehbehinderte Menschen die Inhalte nachvollziehen können.

2. Navigationshilfe

  • Tastaturzugänglichkeit: Alle Funktionen der Website sollten über die Tastatur bedienbar sein, ohne dass eine Maus erforderlich ist.
  • Fokussierung und Reihenfolge: Die Tabulatornavigation (Tab-Taste) muss logisch und übersichtlich sein, sodass der Nutzer in einer sinnvollen Reihenfolge durch die Seite navigieren kann.
  • Sprungmarken: Die Möglichkeit, direkt zu wichtigen Inhalten zu springen, etwa von einem Navigationsbereich zum Hauptinhalt, ist hilfreich für Nutzer, die Bildschirmleser verwenden.

3. Lesbarkeit und Verständlichkeit

  • Einfache Sprache: Der Inhalt sollte einfach und verständlich formuliert sein, um Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen das Verständnis zu erleichtern.
  • Textgröße und Kontraste: Text sollte ausreichend groß und mit einem hohen Kontrast zum Hintergrund versehen sein, um die Lesbarkeit zu erhöhen.
  • Textanpassung: Der Text sollte in der Größe anpassbar sein, ohne dass wichtige Informationen verloren gehen oder die Funktionalität der Seite beeinträchtigt wird.

4. Farben und Kontraste

  • Farben dürfen nicht das einzige Mittel zur Informationsvermittlung oder zur Navigation sein. Es sollte immer eine alternative Möglichkeit zur Verfügung stehen (z.B. durch Symbole oder Text).
  • Hoher Kontrast zwischen Text und Hintergrund ist wichtig, um die Lesbarkeit für Menschen mit Sehbehinderungen oder Farbenblindheit zu erhöhen. WCAG empfiehlt ein Verhältnis von mindestens 4.5:1 für normalen Text und 3:1 für großen Text.

5. Flexible Gestaltung

  • Responive Design: Die Website sollte auf unterschiedlichen Geräten (Desktop, Tablets, Smartphones) und bei verschiedenen Bildschirmgrößen gut funktionieren und gut lesbar sein.
  • Zoomfähigkeit: Die Seite sollte auf 200 % ihrer Originalgröße vergrößert werden können, ohne dass Inhalte oder Navigationselemente verloren gehen.

6. Fehlermeldungen und Formulare

  • Formulare sollten klar und verständlich gestaltet sein. Fehlermeldungen müssen deutlich und in einer leicht verständlichen Sprache angezeigt werden, idealerweise auch mit einem Hinweis, wie der Fehler korrigiert werden kann.
  • Formularfelder sollten immer mit einem klaren Label versehen sein, damit Nutzer wissen, welche Informationen erwartet werden.

7. Mediensteuerung

  • Videos und Audio sollten vom Nutzer jederzeit pausiert, gestoppt oder lautlos geschaltet werden können, um die Kontrolle zu behalten und nicht von anderen Inhalten gestört zu werden.

8. Fehlertoleranz

  • Die Website sollte so gestaltet sein, dass sie mit Fehlern oder falschen Eingaben umgehen kann, ohne dass der Nutzer aus der Anwendung ausgeschlossen wird. Auch Menschen mit motorischen Einschränkungen können so leicht korrigieren.

9. Vermeidung von Flash oder Animationen

  • Flash-basierte Inhalte und animierte Elemente, die ohne Interaktion weiterlaufen, können für manche Nutzer störend oder schwer zugänglich sein. Diese sollten daher vermieden oder zumindest abschaltbar gemacht werden.

10. Barrierefreie Links

  • Links sollten eindeutig und aussagekräftig benannt werden, um den Kontext klar zu machen. Zum Beispiel ist der Linktext „Mehr erfahren“ nicht so hilfreich wie „Mehr erfahren über barrierefreies Webdesign“.

11. Zugänglichkeitstests und Benutzerfeedback

  • Die Website sollte regelmäßig auf Zugänglichkeit überprüft werden. Dazu können automatisierte Tools verwendet werden, aber auch manuelle Tests, z.B. durch Nutzer mit Behinderungen, um sicherzustellen, dass die Seite in der Praxis barrierefrei ist.

Fazit

Barrierefreiheit ist ein fortlaufender Prozess, der sicherstellt, dass Menschen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen Zugang zu den Informationen und Diensten im Internet haben. Eine barrierefreie Website erfordert die Anwendung von klaren Richtlinien, wie sie in den WCAG formuliert sind, sowie kontinuierliche Tests und Anpassungen, um die Zugänglichkeit zu gewährleisten.